Der Fall Basir Sediqi: Glückliches Ende einer schrecklichen Zeit
Sie haben gelernt, sich ehrenamtlich engagiert und sich nichts zuschulden kommen lassen. „Deshalb hatten wir – also Nawid, die anderen Afghanen und ich – uns sicher gefühlt“, sagt Basir Sediqi. Viele Elchinger kennen ihn, der beim SV Thalfingen Volleyball spielt und ehrenamtlich aktiv ist. Auch ihn hatte die Polizei am 3. Juli im Dammweg gesucht. Doch er war nicht zu Hause. Von da an war klar: Auch Basir, der einen Ausbildungsplatz im Hotel Waldvogel in Leipheim hatte und am 1. August dort anfangen sollte, stand auf der Abschiebeliste. Umgehend setzten Mitglieder vom Elchinger Freundeskreis Asyl und vom Ulmer Verein Menschlichkeit alle denkbaren Hebel in Bewegung, um Basirs Abschiebung zu verhindern. Als seine künftige Chefin den Ausbildungsvertrag aufhob, nachdem die Polizei mehrfach bei ihr vorstellig geworden war, fand der Freundeskreis rasch eine neue Stelle für Basir im Klingenstein Hotel in Blaustein. Denn Fachkräfte in der Gastronomie sind gefragt, und die Abschiebepolitik der bayerischen Landesregierung stößt bei vielen Bürgern auf Unverständnis. Freundeskreis, Verein Menschlichkeit und sein neuer Arbeitgeber schrieben zahlreiche Briefe an Politiker, schalteten regionale und überregionale Medien ein und gaben eine Menge Interviews. Fast 50.000 Menschen unterzeichneten eine online-Petition, die von Ministerpräsident Markus Söder, Innenminister Joachim Herrmann und dem bayerischen Landtag forderte, dass Basirs Ausbildung genehmigt und seine Abschiebung verhindert wird. Außerdem wurde eine offizielle Petition an den bayerischen Landtag eingereicht.
Auch Basir gab Interviews, zum Beispiel im ARD-Mittagsmagazin und bei verschiedenen Rundfunkanstalten. Aber „diese Monate waren schlimm. Ich konnte nicht essen und nicht schlafen. Nachts schreckte ich schreiend hoch aus Alpträumen“, sagt Basir und fügt an: „Ohne die Menschen in Elchingen und Ulm, die mir geholfen haben, hätte ich das nicht durchstehen können.“ Erst Ende September hatte das Bangen ein Ende: Die CSU-Landtagsabgeordnete Dr. Beate Merk teilte Basir mit, dass das bayerische Innenministerium seinen Fall erneut geprüft habe und die Behörden seiner Ausbildung zustimmten. Basir ist überglücklich, und wir vom Freundeskreis Asyl sind es auch.
Aber unter den abgelehnten und ausreisepflichtigen Afghanen grassiert weiter die Angst vor der Abschiebung in ihr Land, in dem täglich Bomben explodieren und sie verfolgt werden – auch wenn das Bundesamt für Migration und die Gerichte das anders sehen. Hinzu kommt: Sie leben seit drei und mehr Jahren in Deutschland und haben sich integriert, nicht zuletzt dank der ehrenamtlichen Helfer. Diese fühlen sich durch die bayerische Abschiebungspraxis ebenso im Stich gelassen wie die Asylbewerber. Die meisten von ihnen könnten selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen und Steuern zahlen – wenn die Politik sie ließe. Basir hofft nun, dass er bald nach Ulm umziehen kann. Er ist ehrgeizig und büffelt momentan Tag und Nacht, um den Berufsschul-Stoff nachzuholen. „Es macht mir großen Spaß zu lernen“, sagt er – und strahlt.
Dr. Birgit Möller und Sigrid Thelen (Freundeskreis Asyl Elchingen)