Jahreshauptversammlung Freundeskreis Asyl
Die Aufgaben werden nicht kleiner, die Bedingungen nicht einfacher. Doch die Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, benötigen weiterhin die Hilfe von Ehrenamtlichen. Und allen Schwierigkeiten und so manchem Rückschlag zum Trotz erfahren die Helfer auch viel Positives und Bereicherndes. Viele Freundschaften sind in den vergangenen Jahren entstanden, die den Horizont nach allen Seiten erweitern, und viele der geflüchteten Menschen sind dankbar für die Hilfe, haben die Sprache gelernt und Arbeit sowie Wohnung gefunden. Das betonten die Aktiven bei der Jahresversammlung des Elchinger Freundeskreises Asyl.
Sie betreuen derzeit 20 Familien mit insgesamt 80 Kindern in den Elchinger Ortsteilen sowie die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft im Unterelchinger Dammweg. Dort hat sich die Situation komplett verändert. Die meisten jungen Männer, die jetzt dort wohnen, lebten zuvor in anderen Unterkünften im Landkreis, die geschlossen wurden. Sie haben wenig Aussicht darauf, anerkannt zu werden und meist keine Arbeits- und Ausbildungserlaubnis. Angst und Hoffnungslosigkeit prägen die Stimmung im Dammweg. Das gilt besonders auch für die wenigen Afghanen, die noch hiergeblieben sind. Das macht es den Ehrenamtlichen schwer, die Geflüchteten zu irgendwelchen Aktivitäten zu motivieren. Andererseits haben es gerade diese jungen Leute nötig, betreut zu werden!
Bei der Jahreshauptversammlung berichteten die Mitglieder aus den verschiedenen Arbeitskreisen. Herzstück des Freundeskreises ist und bleibt die Kleidertruhe in Unterelchingen. Sie ist nicht nur Secondhand-Markt, sondern auch Treffpunkt und Begegnungsstätte. Jeden Mittwochnachmittag gibt es Kaffee und Kuchen für alle, die hereinschauen möchten. Jeder ist willkommen. Im kleinen Nebenraum ist Sprechstunde: Mitglieder des Freundeskreises beraten die Geflüchteten. Auch Menschen, die längst aus der Gemeinschaftsunterkunft aus- und von Elchingen weggezogen sind, kommen gerne, wenn sie Fragen haben. Die meisten Fragen drehen sich um Arbeitssuche oder Behördenangelegenheiten. Auch die Familienhelfer, welche die Geflüchteten im Alltag unterstützen, können vom Bürokratiedschungel ein Lied singen. Sehr gute Erfolge zeitigt die Hausaufgabenbetreuung für die Grundschulkinder. Hier sind die Fortschritte am deutlichsten sichtbar.
Leider ist die Zahl der Aktiven auf etwa 40 Ehrenamtliche geschrumpft, bedauerte Dr. Birgit Möller in ihrem Jahresbericht. „Die Stimmung im Land sowie die politische Entwicklung, die den ,Wir schaffen das´-Geist von 2015 vermissen lassen, sowie die unaufhaltsam rollende Abschiebewelle gehen nicht spurlos an uns vorüber“, sagte sie. Die Ehrenamtlichen, einst von Politikern auf allen Ebenen hochgelobt, fühlten sich nicht nur im Stich gelassen, sondern oft auch als Störfaktoren behandelt. Sehr befremdlich sei in diesem Zusammenhang der Plan, die Weitergabe von Informationen über anstehende Abschiebeflüge unter Strafe zu stellen. „Das ist eine ungeheuerliche Kriminalisierung von Hilfsorganisationen und ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern, und es wird den Betroffenen die letzte kleine Chance genommen, ihre Aufenthaltsaussichten noch einmal überprüfen zu lassen“, so Birgit Möller.
Sie erinnerte an die dramatischen Ereignisse im Juli 2018, als mit dem berüchtigten Flug an Seehofers 69. Geburtstag 69 Afghanen abgeschoben wurden, darunter auch Nawid A. aus Unterelchingen. Nach Informationen des Freundeskreises ist der 19-Jährige mittlerweile wieder auf der Flucht und vermutlich in einem Lager in Griechenland. Ein junger Mann, der hier seinen Schulabschluss und eine Ausbildung machen wollte, irrt jetzt durch die Welt und findet nirgends einen Platz, wo er in Sicherheit leben kann. Basir, der ebenfalls für diese Abschiebung vorgesehen war und davor bewahrt werden konnte, ist glücklich und erfolgreich bei seiner Ausbildung als Hotelfachmann im Hotel „Klingenstein“ in Blaustein.
Einige Flüchtlinge sind längst sehr gut auch in die örtlichen Sportvereine integriert. Birgit Möller dankte auch der KiSS Oberelchingen dafür, dass die Kinder aus Flüchtlingsfamilien an den Ferienprogrammen teilnehmen dürfen. Ihr Dank galt auch allen Kulturveranstaltern, die immer wieder Freikarten für die Kinder und Erwachsenen spendieren. Sehr froh wäre der Freundeskreis, wenn sich weitere Freiwillige melden würden zum Beispiel als Begleitpersonen zu solchen Veranstaltungen oder als Mitarbeiter in den verschiedenen Arbeitskreisen, wo viele unterschiedliche Talente willkommen sind.
Das Leitungsteam